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Extended Producer Responsibility (EPR) in Deutschland: Alles, was ihr jetzt wissen müsst, um auf Amazon & Co. verkaufen zu können

Inhalt:

 

Amazon und weitere Marktplätze informieren regelmäßig all ihre Händler:innen, die nach Deutschland verkaufen, und verlangen von ihnen das Einreichen ihrer sog. „EPR-Nummer(n)“. Seit 2022 ist das Vorliegen der EPR-Registrierungsnummer(n) als Nachweis für die Erfüllung der in Deutschland geltenden Gesetzgebungen für das Inverkehrbringen von Verpackungen, Elektrogeräten und Batterien Grundvoraussetzung. Ohne die Registrierung im EPR-System (Zentrale Stelle Verpackungsregister in Deutschland) ist es nicht mehr möglich, auf Online-Marktplätzen wie Amazon & Co. nach Deutschland zu verkaufen.
Das EPR-System stellt sicher, dass Unternehmen ihre Verantwortung für die umweltgerechte Entsorgung und das Recycling von Produkten übernehmen. Besonders für Händler:innen, die international tätig sind, ist die Einhaltung der EPR-Richtlinien in Deutschland entscheidend, um weiterhin auf Plattformen wie Amazon verkaufen zu dürfen. Gleiches gilt zum Beispiel auch für Frankreich.

Marktplätze haben seit dem 1. Juli 2022 eine Kontrollpflicht. Das bedeutet: Können Händler:innen gegenüber dem Marktplatzbetreiber nicht nachweisen, dass die Vorgaben erfüllt werden, greift ein Vertriebsverbot. Es ist daher von großer Wichtigkeit, dass jede:r Händler:in, der/die über Online-Marktplätze nach Deutschland verkauft, innerhalb der gesetzten Fristen dafür sorgt, sich gesetzeskonform in seinem Zielland aufzustellen und die EPR-Nummer einzureichen.

Was dazu genau zu tun ist, beleuchten wir Schritt für Schritt im folgenden Beitrag:

 

1. Was bedeutet Extended Producer Responsibility (EPR)?

EPR steht für Extended Producer Responsibility (zu Deutsch: Erweiterte Herstellerverantwortung). Das dahinter stehende Prinzip: Zur Produktverantwortung von Händler:innen, die verpackte Waren in Verkehr bringen, zählt nicht nur das Produkt selbst, sondern im Besonderen auch alle mit in Umlauf gebrachten Verpackungen und (Produkt)Bestandteile, die durch Endverbraucher:innen entsorgt werden. Im Kontext der Extended Producer Responsibility nach deutscher Gesetzgebung sind das insbesondere Verpackungen, Elektrogeräte und Batterien. EPR fungiert somit als eine Art Sammelbegriff für diese drei Aspekte.

Die Inverkehrbringer:innen tragen somit die Verantwortung für den gesamten Lebenszyklus eines Produktes und seiner Komponenten, bis hin zum Recycling. Auf diesem Verantwortungsprinzip beruhen jegliche Abfallverordnungen der EU, darunter die EU-Verpackungsrichtlinie, auf der wiederum z.B. das deutsche Verpackungsgesetz basiert.

 

2. Warum betrifft EPR mich als Marktplatz-Händler:in?

Seit 2022 etabliert das deutsche Verpackungsgesetz (VerpackG) eine Kontrollpflicht für Online-Marktplätze, sodass Händler:innen, die an deutsche Endverbraucher:innen verkaufen, den Marktplatz-Betreibern als Nachweis ihre EPR-Nummer vorlegen müssen. Ähnliches gilt seit 2022 auch bereits für Frankreich. Zudem wird erwartet, dass weitere Mitgliedsstaaten der EU in den nächsten Jahren folgen werden.

Die Pflicht zur Überprüfung ihrer Händler:innen ist für Marktplatz-Betreiber rechtlich bindend; fehlen Nachweise, greift ausdrücklich ein Vertriebsverbot für die betroffenen Händler:innen – missachtet ein Marktplatz diese Vorgabe, drohen empfindliche Sanktionen. Dieses Risiko wollen Marktplätze wie Amazon & Co. tunlichst vermeiden und informieren daher ihre Händler:innen mit dem Hinweis auf eine Sperrung des Accounts, wenn innerhalb der kommunizierten Fristen kein Nachweis über die Erfüllung der EPR-Pflichten vorliegt.

 

3. Wie erhalte ich eine EPR-Registrierungsnummer?

Alle EU-Mitgliedsstaaten regeln den Umgang mit Abfällen in jeweils eigenen Gesetzgebungen – die damit einhergehenden Pflichten müssen also je Land betrachtet und erfüllt werden. Bei den entsprechenden EPR-Registrierungsnummern handelt es sich – verkürzt gesagt – um die Nummern, die Händler:innen von ihrem jeweiligen Recyclingsystem oder von Behördenseite erhalten.

Im Detail ist in Deutschland Folgendes zu tun:

In Deutschland muss eine Registrierung für Verpackungen, Elektrogeräte und Batterien nachgewiesen werden.

Verpackungen

Wichtig: Händler:innen, die nach Deutschland versenden, müssen gemäß des deutschen Verpackungsgesetzes (VerpackG) die folgenden Vorgaben für ALLE Verpackungen, die sie auf dem deutschen Markt in Umlauf bringen, erfüllen – und zwar unabhängig vom Vertriebsweg und BEVOR die Verpackungen in Umlauf gebracht werden; somit sind nicht nur verpackte Produkte betroffen, die über einen Marktplatz verkauft werden, sondern grundsätzlich alle.

Das ist zu tun:

  1. Verpackungsmengen bei einem dualen System beteiligen: Jetzt bei Lizenzero abschließen
  2. Bei der Zentralen Stelle Verpackungsregister (ZSVR) im Melderegister LUCID als „Hersteller“ registrieren: Hier registrieren
    Ihre EPR-Nummer: Wenn alle Schritte der LUCID-Registrierung durchlaufen sind, erhaltet ihr eine individuelle Registrierungsnummer, die ihr eurem Marktplatz als EPR-Registrierungsnummer einreichen könnt
  3. Namen des dualen Systems und lizenzierte Mengen bei LUCID eintragen

Weitere Informationen zur Verpackungslizenzierung in Deutschland findet ihr in unseren Anleitungen:

How to Systembeteiligung mit Lizenzero

How to Registrierung und Datenmeldung in LUCID

Elektrogeräte

Der Umgang mit Elektrogeräten ist in Deutschland im ElektroG geregelt. Hinweis: Wenn ein Elektrogerät eine Batterie enthält, muss die Anmeldung bei der EAR sowohl für das Elektrogerät als auch für die Batterien erfolgen.

Hinweis: Schnell und einfach könnt ihr eure Pflichten jetzt auch über das WEEE-Portal erfüllen und euch entspannt zurücklehnen.

Das ist zu tun:

  1. Elektrogeräte bei der Stiftung Elektro-Altgeräte-Register (EAR) als „Hersteller“ registrieren: Hier registrieren
    Eure EPR-Nummer: Wenn alle Schritte der EAR-Registrierung durchlaufen sind, erhaltet ihr eure WEEE-Registrierungsnummer, die ihr eurem Marktplatz als EPR-Registrierungsnummer einreichen könnt
  2. Für ausländische Händler: Einen Bevollmächtigten benennen (obligatorisch für Händler:innen ohne Sitz in Deutschland!)
  3. Gestellung einer Garantie und Hinterlegen dieser bei der EAR
  4. Recyclingsystem für die Sammlung und die Sortierung der Elektroaltgeräte beauftragen

Batterien

Im Kontext des BattG sind folgende Pflichten zu erfüllen:

  1. Batterien bei der Stiftung Elektro-Altgeräte-Register (EAR) als „Hersteller“ registrieren: Hier registrieren
    Eure EPR-Nummer: Wenn alle Schritte durchlaufen sind, erhaltet ihr eure Batt.-Registrierungsnummer, die ihr eurem Marktplatz als EPR-Registrierungsnummer vorlegen könnt
  2. Optional für ausländische Händler:innen ohne Sitz in Deutschland: Einen Bevollmächtigten benennen
  3. Genehmigtes Rücknahmesystem mit der Batterierücknahme beauftragen

 

Kurzabriss: Diese EPR-Nummern werden in Frankreich benötigt

In Frankreich brauchen Inverkehrbringer:innen nicht nur eine Registrierung für Verpackungen, Elektrogeräte und Batterien, sondern auch für weitere Produktgruppen wie Textilien oder Möbel. Die EPR-Nummer pro Produktgruppe erhalten Händler:innen vom jeweiligen Recyclingsystem, bei dem sie registriert sind.

Update vom 25.02.2022:

Die "unique identification number" ist die EPR-Nummer für Frankreich.
Wenn ihr euch bei einem EPR-System in Frankreich anmeldet, kümmert sich das EPR-System um die Anmeldung bei der Umweltbehörde, die wiederum die UIN / EPR Nummer vergibt. Diese Nummer wird dann an das System gemeldet und kann im Kunden-Bereich des Systems eingesehen werden. Dieser Vorgang kann einige Wochen dauern.
Die UIN / EPR Nummer ist auch der Nachweis für die elektronischen Marktplätze wie Amazon/eBay.

Wir betrachten nur den direkten Vertriebsweg zum Endkonsumenten. Solltet ihr nicht direkt zu Endverbraucher:innen verkaufen, gelten anderen Bestimmungen.

Mehr Informationen findet ihr auch in diesem Guide: CT_Ready-to-use_guide_Unique_ID.


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Tipp: EPR-Nummern für den Versand nach Österreich

Auch in Österreich gibt es seit dem 01.01.2023 eine Kontrollpflicht hinsichtlich der Einhaltung der österreichischen Verpackungsverordnung durch Marktplatz-Betreiber und Fulfilment-Dienstleister. Weitere wichtige Info: Ausländische Versandhändler:innen müssen – ebenfalls seit 2023 – einen Bevollmächtigten für nach Österreich versendete Verpackungen benennen. Die gesammelten Infos zu den Neuerungen in Österreich findet ihr in unserem Blogbeitrag zum Thema.

 

Fazit: Die Schlupflöcher werden kleiner

Mit der Etablierung einer Kontrollpflicht durch Marktplätze wird es künftig deutlich schwieriger, die nationalen Vorgaben und Gesetzgebungen für Entsorgung und Recycling zu umgehen – insbesondere für Händler:innen, die aus dem Ausland nach Deutschland agieren und sich damit bislang häufig einer Sanktionierung entziehen konnten. Es ist daher ratsam, dass sich nun mit der Thematik auseinanderzusetzen und sich zuverlässige Lösungspartner an die Seite holen.

Achtung: Nur, weil die Vorgaben noch nicht in jedem Land von den Marktplätzen kontrolliert werden, heißt das nicht, dass solche nicht existieren und auch geahndet werden können, denn bei Nichtbeachtung verstoßt ihr bereits jetzt gegen in den meisten europäischen Ländern etabliertes Recht.

Ihr wollt prüfen, ob ihr Verpflichtungen hinsichtlich eurer Verpackung in euren Exportländern habt? Nutzt LIZENZERO.EU, unseren Informationsservice für europaweite Verpackungslizenzierung!

 

FAQ:

  1. Für was steht EPR?
    EPR steht für Extended Producer Responsibility (Erweiterte Herstellerverantwortung). Dieses Konzept verpflichtet Unternehmen, die Produkte oder Verpackungen in der EU auf den Markt bringen, sich um deren umweltgerechte Entsorgung und deren Recycling zu kümmern. Die genauen Vorgaben variieren je nach Land und Produktart.

  2. Welche Produkte fallen unter die EPR-Bestimmungen?
    Die spezifischen Anforderungen und betroffene Produkte unterscheiden sich je nach Land. EPR-Bestimmungen gibt es für verschiedene Produktkategorien, darunter:
    • Verpackungen (z. B. Kartons, Plastikverpackungen, Dosen, Glas, etc.)
    • Elektronische Geräte (WEEE - Waste Electrical and Electronic Equipment)
    • Batterien und Akkus
    • Textilien
    • Möbel
    • Fahrzeuge und Reifen

  3. Was ist ein EPR-System?
    Ein EPR-System ist eine gesetzlich geregelte Struktur, die sicherstellt, dass Hersteller:innen ihre Recycling- und Entsorgungspflichten erfüllen. In der Regel müssen sich Unternehmen bei einem zugelassenen Systembetreiber registrieren und eine Gebühr für die Sammlung, Sortierung und das Recycling der Verpackungen und Produkte zahlen.

  4. Was ist EPR bei Amazon?
    Amazon ist in einigen Ländern verpflichtet, sicherzustellen, dass Verkäufer:innen die EPR-Vorgaben erfüllen. In Ländern wie Deutschland und Frankreich müssen Händler:innen, die über Amazon verkaufen, ihre EPR-Registrierungsnummern hinterlegen. Falls dies nicht geschieht, kann Amazon Produkte oder Verkäufer:innen sperren.

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